Südafrika – Honeymoon im Rovos Rail

Südafrika – Honeymoon im Rovos Rail

Honeymoon im Rovos Rail

Viele schöne Erinnerungen und schicksalhafte Begegnungen verbinden mich noch heute mit dem Land am Kap – so lernte ich meinen heutigen Mann in Kapstadt kennen. 11 Jahre später und verheiratet, führten unsere Flitterwochen uns zurück in das Land, wo unsere gemeinsame Geschichte ihren Anfang nahm, nach Südafrika.

Unsere erste Etappe beinhaltete vor allem unvergessliche Safari-Momente in & um den Kruger Nationalpark – aber diesen Teil der Geschichte erzähle ich Ihnen beim nächsten Mal. In diesem Reisebericht liegt der Fokus voll und ganz auf dem Rovos Rail.

1. Tag: Die Reise beginnt

„The most luxurious train in the world“, eine Botschaft, welche die Messlatte ziemlich hoch hängen lässt. Nach Filmen wie „Mord im Orient Express“ und der eigenen Erfahrung im Verkauf von luxuriösen Zugreisen, hatte ich eine Vorstellung von dem, was uns erwartete – doch, ich kann Ihnen jetzt schon sagen, dass die Erwartungen übertroffen wurden.

Unsere Reise mit dem Rovos Rail begann am Freitag, den 18. November 2022 in Pretoria. Wir hatten zuvor im charmanten Mont d’Or Bohemian House übernachtet, ein liebevoll, privat geführtes Boutique Hotel in Pretoria.

Pünktlich um 08:30 Uhr erschien unsere Fahrerin. Ich hatte nur Gerüchte darüber gehört, dass der Rovos Rail in Pretoria einen eigenen Bahnhof besitzt und seine Gäste mit rotem Teppich und Champagner empfängt. Als unsere Fahrerin unterwegs aber immer wieder Kommentare wie „Ich musste noch den Wagen waschen, der muss blitzblank sein, wenn ich Gäste zum Rovos Rail fahre“, fallen ließ, dämmerte es mir, dass wir zu keinem „normalen“ Bahnhof fuhren.

Um 09:00 Uhr am Bahnhof von Rovos Rail angekommen, erwartete uns eine Welt voller Geschichte, Tradition und Luxus. Natürlich standen der rote Teppich und Champagner bereit, Mitarbeiter in traditionellen Uniformen von Zugbegleitern empfingen uns freundlich und mit dem besten Service. Die Reise mit dem luxuriösesten Zug beginnt schon vor Abfahrt.

Nach kurzer Erledigung der Formalitäten erwartete uns der Gründer des Rovos Rail, Rohan Vos, persönlich am Bahnsteig. Er erzählte uns seine Geschichte, erweckte seine Vision und seinen Traum erneut zum Leben. Ein Traum von einem Luxuszug, der die alten Traditionen und Sitten auch in der Zukunft lebt und das Reisen durch Afrika auf eine besondere Art und Weise ermöglicht. Ein Zug, der Meilensteine in der Geschichte von Zugreisen in Afrika schreiben sollte.

Die Geschichte von Rovos Rail reicht zurück bis in die 1980er Jahre, als Gründer Rohan Vos seine Leidenschaft für Züge und Antiquitäten mit der Idee kombinierte, eine einzigartige Reiseerfahrung zu schaffen.

Rohan Vos kaufte in den 1980er Jahren eine verfallene Dampflokomotive und begann mit der mühevollen Restaurierung. Dieses Projekt legte den Grundstein für das, was später Rovos Rail werden sollte. Der erste Rovos Rail fuhr am 20. April 1989 mit nur vier zahlenden Passagieren von Pretoria nach Kapstadt. Schnell etablierte er sich als eine der exklusivsten Zugreiseoptionen auf dem afrikanischen Kontinent.

Suedafrika Rovos Rail Werkstatt PretoriaSuedafrika Rovos Rail Pretoria

Nach etwa einer Stunde fanden wir uns alle im Foyer des Bahnhofs ein und das „Boarding“ begann. Rohan Vos gab letzte nützliche Informationen zum Ablauf, ehe er jeden Passagier namentlich aufrief. Wir waren die Ersten, die aufgerufen wurden. Der Zug wurde von hinten nach vorne geboarded, daher bewohnten mein Mann und ich das letzte Abteil des Zuges. Wir stiegen ein und begaben uns in unsere Suite „Umfolozi“. Jede Suite im Rovos Rail trägt einen Namen, benannt nach bekannten Regionen, Städten oder Orten in Afrika. „Umfolozi“ ist eine südafrikanische Region in der Provinz KwaZulu Natal, im Osten des Landes, am Indischen Ozean gelegen. Diese Region ist vor allem bekannt für den gleichnamigen Nationalpark, Teil des iSimangaliso Wetland Park (UNESCO-Weltnaturerbe). Die verschiedenen Ökosysteme , darunter Flüsse, Wälder, Grasländer und Sümpfe, bieten eine reiche Vielfalt an Lebensräumen für eine Fülle von Pflanzen und Tieren.

Der Hluhluwe-Umfolozi-Park hat eine wichtige Rolle bei der Erhaltung des Breitmaulnashorns gespielt. In den 1950er Jahren war der Bestand dieser Tiere stark bedroht, aber durch erfolgreiche Schutzmaßnahmen im Park hat sich die Population erholt.

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Auspacken, frisch machen und ab an die Bar, um auf den Beginn unserer Zugreise anzustossen. Dort erwarteten uns auch schon unsere Mitreisenden. Mit einer 50%igen Auslastung waren wir knapp 20 Passagiere an Board. Die Gruppe war bunt gemischt: meist Paare im Alter zwischen 40-80 Jahren, vorrangig aus Europa, aus den Niederlanden oder Schweden. Neben uns gab es zwei weitere, deutschsprachige Paare, aus Deutschland und aus der Schweiz.

Ganz nach dem Motto „Der Weg ist das Ziel“ fuhr der Rovos Rail am ersten Tag ohne Halt. So blieb uns ausreichend Zeit, um uns an das Zugleben zu gewöhnen. Frühstück am Morgen, 13:00 Uhr Mittagessen, 16:30 Uhr Kaffee und Tee, Dinner um 19:30 Uhr im Speisewagen. Zwischendrin blieb uns nur die vorbeiziehende Landschaft zu genießen.

Das Leben an Board ist tagsüber sehr entspannt. Keine formalen Dresscodes, jeder Passagier kann seine Zeit so gestalten wie er möchte. Einen Drink an der Bar, quatschen im Panoramawagon oder doch lieber ein gutes Buch in der Suite? Lediglich zum Abendessen gibt es einen Dresscode: formal. D.h. Frauen werfen sich in ihre Kleider und Männer in ihre Anzüge. Das, was ich mir als „steif“ und „altmodisch“ vorgestellt hatte, entpuppte sich zu einem schönen Ritual zum Tagesende und sorgte für eine einzigartige Atmosphäre. Alle Passagiere und Mitarbeiter machten sich schick, um gemeinsam ein erstklassiges 4-Gänge-Menü zu genießen – unvergesslich schön und ganz gar nicht altmodisch.

2. Tag: Nambiti Private Game Reserve & Spionkop

Der zweite Tag begann früh am Morgen. Um 05:00 Uhr wurde das Frühstück serviert, der Zug war an unserem ersten Halt in Ladysmith angekommen. Ladysmith ist eine Stadt in der südafrikanischen Provinz KwaZulu Natal und befindet sich inmitten der malerischen Hügellandschaft der Battlefields-Region. Die Geschichte von Ladysmith ist eng mit dem Burenkrieg (1899-1902) verbunden.

Von hier aus sollte unser erster Ausflug stattfinden: Safari im Nambiti Private Game Reserve. Alle Passagiere standen brav und pünktlich um 05:45 Uhr am Bahnhof und warteten auf den Bus, der uns zur Safari bringen sollte. Leider wurde schnell klar, dass der Bus nicht pünktlich kommen würde – aufgrund des Verkehrs sollte er sich um mindestens 1,5 Stunden verspäten. Ein kurzes Raunen ging durch die Gruppe, denn alle waren früh aufgestanden. Doch die ehrliche Entschuldigung des Zugmanagers, und die hingebungsvolle Fürsorge des Zugpersonals ließen diese Kleinigkeit schnell wieder vergessen. In Afrika ticken die Uhren noch etwas anders.

Nach einem verlängerten Frühstück und einigen Tassen Kaffee, ging es dann 1,5 Stunden später ins Namibiti Game Reserve.

Das Nambiti Private Game Reserve ist ein privates geführtes Schutzgebiet, das sich in der Provinz KwaZulu Natal erstreckt. Hier bietet sich eine Vielzahl von Lebensräumen, darunter offene Savannen, dichte Buschlandschaften und malerische Flussläufe. Diese Vielfalt an Ökosystemen schafft ideale Bedingungen für eine beeindruckende Artenvielfalt.

Mit zwei anderen Damen sowie unserer Rangerin begann unsere knapp 3-stündige Suche im offenen Safarifahrzeug nach den legendären Big Five, die hier Zuhause sind. Wir waren glücklich: auf unserer Pirschfahrt trafen wir auf ein Nashorn, eine Herde von Büffeln versperrte uns kurzzeitig den Weg, wir beobachteten ein Rudel von Löwen mit Jungen. Eine Giraffe stand keine 5 m von uns entfernt und mampfte genüsslich die Blätter eines Baumes.

Suedafrika Namibiti Private Game Reserve LandschaftSuedafrika Nambiti Private Game Reserve Weg Safari LandschaftSuedafrika Nambiti Private Game Reserve Safari Bueffel

Suedafrika Nambiti Private Game Reserve Safari Giraffe

Nach einem kurzen Mittagessen im Zug, ging es am Nachmittag nach Spionkop. Spionkop ist ein markanter Berg in der Region KwaZulu Natal und vor allem für seine historische Bedeutung und beeindruckenden Landschaften bekannt.

Hier gab es zwei Ausflüge zur Wahl: 1. Die historische Tour zur Schlacht von Spionkop oder 2. Eine Safari durch Spionkop. Zur Abwechslung entschieden wir uns für die historische Tour.

Der Berg Spionkop befindet sich heute im gleichnamigen Naturreservat, zu Füßen der Drakensberge. Das Schutzgebiet wurde 1975 gegründet, den Großteil der knapp 4.400 Hektar Fläche wird von einem Stausee bedeckt. Um diesen See herum, hat sich eine malerische Natur entwickelt, die heute Heimat von einigen Wildtierarten wie Zebras, Antilopen, Nashörner, etc. ist.

Der Berg Spionkop ist aber auch eng mit den Ereignissen des Burenkriegs (1899-1902) verbunden und wurde während der Schlacht zu Spionkop zu einem symbolischen Ort. Die historische Tour führte uns auf einen schönen Aussichtspunkt gegenüber des Berges, mit spektakulärem Blick auf die grünen Täler und sanften Hügel der Region. Unser Guide ließ die Geschehnisse um den 23./24. Januar 1900 mit seinen Erzählungen zum Leben erwachen. Britische truppen tragen auf Burentruppen, heute erinnern verschiedene Denkmäler und Gedenkstätten an die historische Schlacht. Was sich für Sie langweilig anhören mag, war tatsächlich eine schöne Abwechslung, denn wir erhielten authentische Einblicke in die wechselhafte Geschichte und Kultur Südafrikas.

Suedafrika Spionkop Landschaft

Egal, ob Safari oder historische Tour, beide Ausflüge endeten in der wunderschönen Spionkop Lodge, wo wir mit Erfrischungen und Snacks erwartet wurden. Diese ca. 700 Hektar große Farm grenzt direkt an das Naturschutzgebiet und eröffnet dem Besucher eine traumhafte Welt. Wunderschön restaurierte Häuschen und Stallungen, ein prächtiger Garten mit majestätischen Bäumen und farbenfrohen Blumenpracht, gekrönt von einer eindrucksvollen Aussicht.

Zurück an Bord machten wir uns frisch für das Abendessen, das letzte gemeinsame Dinner an Bord. Im Anschluss hatte das Zugpersonal eine kleine Cocktailparty im Barwagon organisiert. In lockerer Stimmung und bei köstlichen Drinks ließen wir unseren letzten Abend an Bord des Rovos Rail ausklingen.

3. Tag: Ardmore Gallery & Ankunft in Durban

Unser Zug war seit Ankunft in Ladysmith nicht mehr weitergefahren und auch am nächsten Morgen standen wir am gleichen Bahnhof. An unserem letzten Tag und vor der Weiterreise nach Durban erwartete uns ein letzter Ausflug: der Besuch von Ardmore Ceramic Art.

Ardmore Ceramic Art wurde 1985 von Fée Halsted gegründet und stellt hochwertige Keramiken und Stoffdesigns her. Sie sind bekannt für ihre einzigartigen Kunstwerke, die von lokalen Künstlern gefertigt werden. Halsted gründete diese Künstlergemeinschaft aus Liebe zum Handwerk der Keramikkunst, aber vor allem, um Männer und Frauen in dieser Region eine Perspektive zu geben, indem sie ihnen das Modellieren und Bemalen von Keramik beibrachte. Jedes Stück, welches entsteht, ist 100% Handarbeit und ein Unikat. Die Kunstwerke sind inspiriert von Geschichten der südafrikanischen Kultur, Traditionen und Natur.

Der Ort Ardmore ist Kunstwerk für sich. Den Besucher erwartet ein malerisches Anwesen umgeben von schönster Natur. Die Galerie selbst ist sorgfältig und ansprechend gestaltet, Schauplatz für Kunstausstellungen und Shop zugleich. Diese handgefertigten Keramiken und einzigartigen Souvenirs bieten die Möglichkeit, ein Stück südafrikanischer Kunst mit nach Hause zu nehmen.

Suedafrika Ardmore Ceramics Landschaft

Suedafrika Ardmore Ceramics Keramik HundSuedafrika Ardmore Ceramics Keramik AffeSuedafrika Ardmore Ceramics Keramik Loewe Affe

Zurück an Bord rollte unser Zug in Richtung Durban. Nach dem Mittagessen blieb uns nur noch die letzten Stunden zu genießen. Wir verbrachten diese im Panoramawagon und bewunderten die vorbeiziehende Landschaft. Behutsam schlängelte sich der Rovos Rail durch das „Valley of a Thousand Hills“, eine atemberaubende Region in KwaZulu Natal, die sich mit malerischen Hügeln und tiefen Tälern auszeichnet. Die sanften Hügel des Tals sind übersät mit dichten Wäldern und grünen Tälern, sowie malerischen Dörfern, die von Einheimischen bewohnt werden. Neben der natürlichen Pracht erhält der Reisende einen Einblick in kulturelle Vielfalt, Geschichte und den Alltag der hier lebenden Menschen.

Schnell erreichte unser Zug den Bahnhof von Durban. Nun hieß es Aussteigen und weiter zu unserer nächsten Etappe.

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